Angesichts der jüngsten Ereignisse in Thailand, sind die Rufe nach Neuwahlen noch immer nicht verstummt. Ob freie Wahlen, in einem Land, dass als Putschweltmeister unter allen Nationen des Globus‘ gilt, die Antwort auf die Probleme geben können, darf man getrost bezweifeln. Besonders, wenn man nahezu täglich mit Nachrichten konfrontiert wird, die eindeutig belegen, dass ein Wahlrecht für einige Zeitgenossen wohl doch ihre geistigen Fähigkeiten übersteigt. Aber die Hoffnung darauf, dass man hier beginnt Dinge zu „überdenken“, habe ich aufgegeben.
Ein Beispiel dafür, findet man unter den Bewohnern vom Jaranai 2 Village, 111 km nordwestlich von Bangkok, das sich als intellektueller Standstreifen geoutet hat. Man bekommt oft den Eindruck, dass hinter den Punkten wo die Endhaltestellen der U-Bahn und Sky-trains der Hauptstadt liegen, die Bevölkerung eher ein taktisches Verhältnis zu Realität und Vernunft pflegt. Vereinfacht ausgedrückt: dort wohnen Leute von denen man zu Recht annehmen kann, dass sie Sand mit an den Strand nehmen wollen, den sie vor dem Ausflug an die See in Einkaufsnetze füllen.
Das Jaranai 2 Village ist eine ummauerte Siedlung mit schmucken Einfamilienhäusern. Dort wohnt der 41-jährige Herr Somchai Chotiyanon, mit seiner Familie. Zeitweilig wird das Familiendomizil jedoch auch von mietscheuen Mitbewohnern belagert. Im Durchschnitt sind es pro Tag fünf bis sechs- hochgiftige Kobras. Insgesamt waren es 30 innerhalb einer Woche.
Zunächst hat der Vollhorst versucht die Schlangen einzufangen, was er aber nach dem ersten Biss seiner Mitbewohner, mit anschließendem Krankenhausaufenthalt, aufgab. Er wandte sich an die Behörden, was in diesen Gegenden immer als sicherer Schritt zur Einleitung von haarsträubenden Maßnahmen gewertet werden kann. Mitarbeiter durchstöberten ein nahegelegenes Waldstück und „versiegelten“ alle Drainagen der Siedlung. Eine bestens geeignete Aktion, um im beginnenden Monsun für Überflutungen zu sorgen, die die Wanderlust der verbliebenen Schlangen unterstützt.
So, und an dieser Stelle betritt nun die wohl größte Nerv-Natter in Suphanburis Tal der Ahnungslosen die Bühne: Fräulein Chantima Phoprae. Die selbsternannte Geisterbeschwörerin, die wahrscheinlich Thailands Äquivalent des Verona Feldbusch Gymnasiums besucht hat. Sie erzählte Somchai, die Invasion den geringelten Giftspritzen sei eine Manifestation einer wütenden Schlangengöttin, die sich für die Verbrechen, begangen an ihren Untertanen durch Somchais Familie, rächen will.
Ob die Oberschwester der Kobras das mit Verbrechen an der „Schlangenheit“ meinte?*
Die Apokalypse Frau verkündete vor sämtlichen Nachbarn, sie sei durch simsalabimsen in der Lage, mit der züngelnden Göttin zu kommunizieren. Natürlich glaubt man ihr das, in einer Gegend in der man bereits als Weltbürger gilt, wenn man fast schon mal für einen in Belutschistan geborenen Israeli mit amerikanischem Pass gearbeitet hätte.
Wie erwartet, hatte die Zauberzicke auch gleich eine, höchstwahrscheinlich honorarpflichtige, Lösung parat: Somchai soll in seinem Haus einen Schrein errichten, der der Schlangengöttin gewidmet ist. Außerdem soll er kleine Schlangen-Statuen rund um das Haus platzieren, die die Kinder der Göttin symbolisieren. Als spirituelles Sahnehäubchen empfahl sie noch eine „religiöse Zeremonie“ zu veranstalten, um Madame Kobra zu beschwichtigen, und gute Dienste an die Geister im Jenseits zu geben. Nun, mit der Nummer schlängeln die Denkamöben aber eindeutig etwas am Buddhismus vorbei.
Abschließend sagte sie noch, Wenn Somchai ihren fachfraulichen Rat befolgt, könne sie ihm und seiner Familie ein glückliches Leben garantieren. Damit hatte eine, wohl eher dem exzessiven Konsum von Zaubersalbei zuzuschreibende Idee von Gundel Gaukelei, der Mutter aller Orchideenfächer, wieder einen Freund gefunden.
Eigentlich wäre die Geschichte damit am Ende. Aber, sie spielt in Thailand, wo der krönende Abschluss immer eine Zugabe verlangt, meist aus der Rubrik- Die Hohe Schule der Idiotie:
Kein Geringerer, als ein Herr Somphot Weerakul, Schlangenexperte und Assistenz Professor an der Khon Kaen University, sagte gegenüber der Presse zur Schlangeninvasion: „dass der Vorfall wahrscheinlich nicht durch etwas Übernatürliches verursacht wurde.“ So ganz ausschliessen, wollte er das wahrscheinlich nicht. Das beweist wieder einmal, auch ein zum Scheinwissen erzogener „Akademiker“ ist letztlich nur ein rasierter Primat. Manchmal gibt es nichts Schöneres, als dem Schweigen eines Dummkopfs zuzuhören.
* Kobra‘s Survival Training,- sogar ohne Rüdiger Nehberg
In Billigwhisky und Reiswein lebendig eingelegte Schlangen, gehören zu den Spezialitäten in Thailand. Die Wurmschlucker aus Mescal Flaschen gelten hier allenfalls als Amateur-Gourmets. Warum sich die Schlangengöttin für irgendetwas rächen will, bleibt ziemlich unverständlich, denn das können die Viecher durchaus selbst bewerkstelligen wie mehrere Beispiele zeigen.
Eine Frau aus Nord-China wurde ins Hospital eingeliefert, nachdem sie von einer Kobra aus einer Reisweinflasche gebissen wurde. Frau Liu war dabei, die Anti Rheuma Medizin-Flasche erneut mit Reiswein aufzufüllen, als das Tier herausschlängelte, um der Dame mit einem herzhaften Biss in die Hand zu zeigen, was sie von dieser Art Inhaftierung von Alkoholisierten hält.
Aber hier kommt’s: Die Schlange befand sich bereits seit Wochen in der Pulle und hat überlebt!
In einem anderen Fall wurde ein Mann vom Schlängelchen aus der Flasche gebissen, das bereits seit zwei Monaten im Vollrausch war, ein weiterer Klapps-Kalli starb einen Tag nach einem ähnlichen Stunt.
Die Chinesen glauben, dass der Konsum von allerlei merkwürdigen Ingredienzien alles, von Alzheimer bis Pickel am Hintern heilt. Dazu werden Nashörner erschossen, Tigerknochen pulverisiert und so weiter. Es wird Zeit, dass man endlich den vergötterten Pandas in den Zoos außerhalb Chinas an den Kragen geht, um deren Schinken als Mittel gegen Haarausfall zu verkaufen. Vielleicht merken die dann endlich etwas…