Archiv für Goh Chok Tong

Die Nackten und die Doofen – Singapuritania läβt die Hose ´runter

Posted in Asien, Gesellschaft, Gesetz & Recht, Kultur & Moral, Singapur with tags , , , , , , , , , , , , on Juni 23, 2011 by Al

Singapur Playboy Centerfold: Die Minderjährige des Monats!

 „Kleider machen Leute! Nackte Leute haben wenig, oder gar keinen Einfluss auf die Gesellschaft.“ Zu diesem Zitat ließ sich einst der berühmte  amerikanische Schriftsteller Mark Twain hinreißen. Tja, der Mann war eben nie in Singapur. Trotz der künstlich erzeugten arktischen Temperaturen in den Büros und Discos, sind Singapurs weibliche Bioeinheiten schon darauf bedacht sich „sexy“ zu kleiden, wenngleich keine darauf aus ist, wegen einer durchsichtigen Bluse ohne BH eine Verhaftung zu riskieren.

 Vor ein paar Wochen wurde ich bei einem Besuch in Bangkok Zeuge folgender Situation. Mitten auf der Einkaufsstraße Sukhumvit Road, ging ein splitternackter Thai im Lasterfari Look spazieren. Keiner der Passanten regte sich darüber auf, Mütter hielten ihren Kindern nicht die Augen zu um eventuell spätere Traumata zu vermeiden, und der Polizist in seinem Verkehrskontroll-Häuschen, drehte sich bei dem Anblick gelangweilt zur Seite. Schaden an der Moral der Thaigesellschaft: Null! Die sind so normal,- oder verrückt- wie immer.

Mr. Nackedei-Phobie. Als Kind mal einen Schock vorm Spiegel erlebt?

 Während das gerade mal ein halbes Jahrhundert alte Singapur krampfhaft versucht sich und seiner „Kultur“ Nippel, Phalli und knackige Hintern vom Hals zu halten, fragt man sich, wie viele Seiten sie denn hier aus den Geschichtsbüchern herausgerissen, oder umgeschrieben haben? Hey Reisbällchen, können wir mal eben wachwerden? Wenn inzwischen die viktorianische Periode als Brutstätte der Prüderie gilt, in der eine blaublütige Trockenpflaume vom Thron aus die Moral neu erfand, dann ist Singapur der Ort, an dem man diesem Treiben das Sahnehäubchen plus Cocktailkirsche  verpasst hat. Mit anderen Worten, sogar Prüderie wurde- ebenso wie die meisten anderen Dinge auch- leider nicht in Merlion City erfunden, aber immerhin zur Norm erhoben. Auf 51 Flughäfen sitzen inzwischen weltweit Berufsspanner vor Nacktscannern und auf Eurer Verkehrsinsel werden Leute wegen des Besitzes einer Soft-Porn-CD verhaftet und mit bis zu € 5840,- zur Gerichtskasse gebeten.

Jetzt heißt es: Runner mit de Büx!

One Nation under FKK

 Und ausgerechnet hier reiβen sich die Insassen auf der Insel der hautfreien Glückseligkeit plötzlich in Scharen die Klamotten vom Leib und spazieren durchs Disneyland ohne Lachen. Die Zeitungsüberschrift: „Nackter Mann  telefoniert vor McDonalds Restaurant – er wurde nicht bedient“, ließ mich nicht los und ich wollte mehr darüber wissen. Bei der Recherche stieß ich auf: „Nackte Frau im Bus verhaftet“ und „Immer mehr Leute ziehen sich aus.“ Der Busfahrer soll sofort gestoppt haben und  ordnete an, die männlichen Passagiere auf den vorderen Sitzen  und Frauen auf die hinteren Sitze zu verteilen, wo sie helfen sollten die Frau vor gierigen Blicken abzuschirmen…

 Und das in einem Staat, in dem schon eine nackte Glühbirne (polnischer Kronleuchter)  der Hauch des Verbotenen umweht. Im Jahr 2008 war es unter den Frustrierten in Temasek-Land noch Mode, Motorräder abzufackeln. Sie brachten es in einem Jahr auf über 100 private Feuerwerke. Inzwischen scheint die Maxime zu lauten: Hose runter, Brust ´raus und ab zum Bad in der Menge. Da scheint sich zumindest  im Bereich Umweltbewusstsein einiges zum Guten gewandelt zu haben. Aus psychologischer Sicht betrachtet, scheint es jedoch in einem Staat der nahezu alle Bereiche des Lebens reguliert, nicht verwunderlich, wenn über 100 Einwohner pro Jahr dem Wunsch nachgeben sich frei zu machen, selbst wenn es nur von den Klamotten ist.

„Speakers Corner“ freie Rede ja, aber vor laufender Kamera und gleich neben der Polizeiwache!

 Wer in Singapurs Öffentlichkeit  seine Wertsachen freilegt, muß mit Verhaftung, Geldstrafe und bei Ebbe in der Kasse mit Knast rechnen, oder man endet in der Klappsmühle. Es gibt weder Nackte am Zeitungsstand  zu sehen, „anzügliche Werbe-Plakate“ (was immer sich die malaiischen 50-something Zensoren im Ministerium darunter vorstellen) sind Tabu, Playboy und Cosmopolitan stehen auf dem Index der Verbotenen Publikationen. Selbst die Liste der verbotenen Bücher ist so geheim, daß sie keiner kennt. Und außer der Tittensuppe (Swimmingpool voller Bikini Girls) hinter den Mauern des Condominiums, gibt’s fast nix unanständiges zu sehen. Abgesehen von den 105 im ersten Halbjahr 2010 hier und da auftauchenden Nackten, die durch die Stadt spazierten und als Exhibitionisten, oder „Aufmerksamkeitssuchende“ eingestuft werden.

 Andere, um nicht zu sagen weitaus bedeutendere Kulturen, hatten da ein weit weniger gestörtes Verhältnis zum ach so menschlichen Körper und Sexualität:

 So wurde bei den alten Griechen an dem Ort wo man nackt ist (Übersetzung von „Gymnasion“), für die Olympischen Spiele trainiert, die ebenfalls nackt ausgetragen wurden. Wahrscheinlich gibt’s deshalb in Singapur nur die Formel1.

 In Sparta (kann wohl getrost als antiker Gegenpol zu Singapur betrachtet werden), fanden nackte Ringkämpfe zwischen Knaben und Mädchen statt…

 Tempel, öffentliche Gebäude und Wohnhäuser wurden mit nackten Statuen verziert, ohne dass sich Scharen von Anhängern ungesunder sexueller Begierden darum versammelten…

Die Römer hatten kein Problem damit textilfreie Akteure und Tänzer in den Theatern anzusehen. Aber hier wimmelte es im Gegensatz zu Merlion City auch nicht von „Molestern“, wie ein Blick in Singapurs Tageszeitungen glauben macht…

Die freien Künste in Singapoor

In Singapurs „Sex Shop“ auf der Orchard Road dürfen inzwischen immerhin Dildos verkauft werden. Einzige Bedingung der Behörden: die Dinger dürfen auch nicht nur im Ansatz aussehen wie ein Penis. Da sitzt Madam Tan dann wohl doch wieder lieber am Nachmittag auf der Waschmaschine…

 In einer Nation, in der mit Vorliebe alles durch Gesetze geregelt wird, kann man da wirklich den Jurastudenten die Tatsache vorenthalten, dass es in Rom Brauch war beim Schwur vor Gericht eben nicht die Hand auf die Bibel zu legen, sondern sich an die Klöten zu packen. Wer die „Cochones“ hat, das vor Gericht in Singapur zu machen, wird wohl beim Abendessen fehlen. „Testis“, Latein für „Zeuge der Wahrheit“, ist bis zur Gegenwart die medizinische Bezeichnung für Hoden.

 Vorsicht auch vor dem Versuch sich hinter religiösen Argumenten als Grund für verordnete Nacktblindheit zu verstecken! Das haut nicht hin, wie ein Beispiel aus Nepal zeigt: Wie die Himalayan Times berichtete, haben Frauen in Baijapur im Südwesten des Landes, wegen anhaltender Dürre die Reisfelder völlig unbekleidet bestellt. Eine ur-alte Tradition, den Regengott anzutörnen, um ihm ein paar Tröpfchen abzuzapfen.

Geburtenrate des Inselstaats – Black Hawk down!

 Nun ist es ja nicht so, dass LKY’s Untertanen keine sexuellen Phantasien hegen. Den Beweis liefert die Gabe der Singapuritaner aller Altersgruppen und sozialer Stellungen, immer wieder bei der Aussicht auf das fünfte  Nudelsüppchen des Tages in orgasmische Erregung zu geraten, während der Gedanke an Sex, schon wegen der vielen Vorschriften, eigentlich mehr als willkommene Gelegenheit sich hinzulegen angesehen wird. Das Einzige, was bei dem Thema wirklich buchstäblich in die Hose geht, ist die sinkende Geburtenrate.

 Mit besonderer Schadenfreude bei Betrachtung der hilflosen Versuche sich als die weißeste Weste Asiens auszugeben, fällt der Blick auf das „Paramount“. Ausgerechnet im Wahlbezirk (Marine Parade) des ehemaligen Premierministers und Senior Minister, Goh Chok Tong, befindet sich einer der ausschweifendsten Puffs des Inselstaats. Hier bieten in einem ehemaligen Einkaufszentrum hunderte Philppinas (eingereist für 4 Wochen mit Touristen-Visa) in einem Dutzend Bars betagten Taxifahrern und Security Guards für kleines Geld Blowjobs am Tresen an, aber Playboy am Zeitungsstand bleibt verboten! Tzzzzzzz

Mal nicht so vollmundig hier, Oral-Sex ist in Singapoor immer noch strafbar… Wie die das wohl kontollieren?