Eine Geschichte vom manchmal traurigen Alltag in Thailand

In dem Apartment-Komplex in dem ich wohne, gibt es eine Menge Handwerker und ein Büro mit sechs weiblichen Angestellten. Ein Typ, dessen Namen ich bis heute nicht kenne, hat so eine Art Vorarbeiter Stellung und genießt eine Menge Privilegien. Unter anderem bekommt er vom Eigentümer ein Budget um Handwerker, Polizisten und „wichtige“ Leute mit Bier, Schnaps und Fressalien bei Laune zu halten, was er auch schamlos ausnutzt, um sich Gefälligkeiten und Wohlwollen zu erkaufen. Muss er wohl, denn er ist mit seiner Art weit davon entfernt, wenigstens als „nett“ bezeichnet zu werden. Der frischt jeden Morgen seine Impfung gegen Symphatitis A – B und C auf

Wir begegnen uns fast täglich vor dem Haus oder in der Nachbarschaft. Irgendwann gab ich es auf ihn zu begrüßen, da er nie einen Gruß erwiderte. Ein,- zwei Mal machte er in geselliger Runde vor dem Haus abfällige Bemerkungen über mich. Er mag keine Ausländer.

Eine meiner Nachbarinnen, die im Büro der Hausverwaltung arbeitete, hat sich vor zwei Wochen erhängt. Ich kannte sie nicht gut, aber wir hatten einen running gag zwischen uns laufen. Nachdem ich sie beim letzten Thai Neujahrsfest über Stunden tanzen sah wie ein Derwisch, fragte ich sie jedes Mal, wenn wir uns begegneten: und? Heute schon getanzt? Sie lachte immer. Vor zwei Tagen sah ich sie, wie so oft in dem Coffee Shop neben den gierigen Gemüse-Sisters, winkte ihr zu und lächelte, was sie erwiderte. Seitdem fragte ich mich, warum lächelt jemand und strahlt dich am Mittag an, wenn er/sie sich am selben Abend umbringt?

Was ich nicht wusste, sie war mit dem Unsympath verheiratet, lebte aber nicht mit ihm zusammen, sondern mit dem gemeinsamen Sohn, der jetzt so etwa 15/16 Jahre alt sein muß. Ich fragte den Sohn des Hausbesitzers, mit dem ich mich angefreundet habe, ob bekannt ist, warum sich die Frau umgebracht habe? Er gab mir eine Antwort die wohl darauf ausgerichtet war, dass niemand das Gesicht verliert, aber kaum glaubwürdig war. Er sagte: sie hatte wohl Probleme mit ihrem Sohn. Aber der Junge ist weder kriminell, noch drogenabhängig und fällt in keiner Weise negativ auf…

Die Trennung des Ehepaares hat, nach Aussagen einiger Nachbarn einen recht skurrilen Hintergrund. Er hat demnach seiner Frau im Schlaf ihren Goldschmuck, Armband, Halskette und Ringe geklaut, alles verkauft und die Kohle im Puff verjubelt. Die Geschichte wurde von Nutten in der Nachbarschaft erzählt, die bei der Party dabei waren.

Anlässlich der Kremation, haben er und der Sohn sich den Schädel rasiert, als Zeichen der Trauer, was eigentlich ein Hindu-Ritual ist. Der Typ machte einen tief betroffenen Eindruck, aber bei seinem Charakter kann das durchaus eine Maßnahme gewesen sein, um die angereiste Familie zu beeindrucken.

Vor ein paar Tagen stand er nicht weit entfernt von mir vor dem Haus und starrte minutenlang ins Leere. Ich weiß nicht warum, ohne darüber nachzudenken ging ich zu ihm, legte ihm meine Hand auf die Schulter und fragte ihn in Thai ob er OK ist. Er nickte nur, ohne mich anzusehen und ging dann fort.

Gestern, ich war gerade auf dem Weg um ein Bund Lauchzwiebeln zu kaufen, da ruft mich der Typ vom Laden im Erdgeschoss stellt mir diese zwei Pakete vor die Füße und sagt nur: „Plesent flom ……“ und da er kaum Englisch spricht habe ich den Namen nicht verstanden.

Später am Abend fragte mich der Witwer, ob ich das Geschenk erhalten habe und tat so, als käme es von ihm. Ich lag also richtig mit meiner Vermutung, dass er ein ausgemachter Saukerl ist. Nun habe ich erfahren, dass der Sohn des Hauseigentümers, mein neuer Freund James, mir damit ein frohes neues Jahr gewünscht hat

So, oder so, auch nach so vielen Jahren, werde ich immer wieder von den Thais überrascht.

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