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Eine Geschichte vom manchmal traurigen Alltag in Thailand

Posted in Asien, Aus Aller Welt, Ausland, Gesellschaft, Kultur & Moral, Süd-Ost Asien, Thailand on Dezember 30, 2019 by Al

In dem Apartment-Komplex in dem ich wohne, gibt es eine Menge Handwerker und ein Büro mit sechs weiblichen Angestellten. Ein Typ, dessen Namen ich bis heute nicht kenne, hat so eine Art Vorarbeiter Stellung und genießt eine Menge Privilegien. Unter anderem bekommt er vom Eigentümer ein Budget um Handwerker, Polizisten und „wichtige“ Leute mit Bier, Schnaps und Fressalien bei Laune zu halten, was er auch schamlos ausnutzt, um sich Gefälligkeiten und Wohlwollen zu erkaufen. Muss er wohl, denn er ist mit seiner Art weit davon entfernt, wenigstens als „nett“ bezeichnet zu werden. Der frischt jeden Morgen seine Impfung gegen Symphatitis A – B und C auf

Wir begegnen uns fast täglich vor dem Haus oder in der Nachbarschaft. Irgendwann gab ich es auf ihn zu begrüßen, da er nie einen Gruß erwiderte. Ein,- zwei Mal machte er in geselliger Runde vor dem Haus abfällige Bemerkungen über mich. Er mag keine Ausländer.

Eine meiner Nachbarinnen, die im Büro der Hausverwaltung arbeitete, hat sich vor zwei Wochen erhängt. Ich kannte sie nicht gut, aber wir hatten einen running gag zwischen uns laufen. Nachdem ich sie beim letzten Thai Neujahrsfest über Stunden tanzen sah wie ein Derwisch, fragte ich sie jedes Mal, wenn wir uns begegneten: und? Heute schon getanzt? Sie lachte immer. Vor zwei Tagen sah ich sie, wie so oft in dem Coffee Shop neben den gierigen Gemüse-Sisters, winkte ihr zu und lächelte, was sie erwiderte. Seitdem fragte ich mich, warum lächelt jemand und strahlt dich am Mittag an, wenn er/sie sich am selben Abend umbringt?

Was ich nicht wusste, sie war mit dem Unsympath verheiratet, lebte aber nicht mit ihm zusammen, sondern mit dem gemeinsamen Sohn, der jetzt so etwa 15/16 Jahre alt sein muß. Ich fragte den Sohn des Hausbesitzers, mit dem ich mich angefreundet habe, ob bekannt ist, warum sich die Frau umgebracht habe? Er gab mir eine Antwort die wohl darauf ausgerichtet war, dass niemand das Gesicht verliert, aber kaum glaubwürdig war. Er sagte: sie hatte wohl Probleme mit ihrem Sohn. Aber der Junge ist weder kriminell, noch drogenabhängig und fällt in keiner Weise negativ auf…

Die Trennung des Ehepaares hat, nach Aussagen einiger Nachbarn einen recht skurrilen Hintergrund. Er hat demnach seiner Frau im Schlaf ihren Goldschmuck, Armband, Halskette und Ringe geklaut, alles verkauft und die Kohle im Puff verjubelt. Die Geschichte wurde von Nutten in der Nachbarschaft erzählt, die bei der Party dabei waren.

Anlässlich der Kremation, haben er und der Sohn sich den Schädel rasiert, als Zeichen der Trauer, was eigentlich ein Hindu-Ritual ist. Der Typ machte einen tief betroffenen Eindruck, aber bei seinem Charakter kann das durchaus eine Maßnahme gewesen sein, um die angereiste Familie zu beeindrucken.

Vor ein paar Tagen stand er nicht weit entfernt von mir vor dem Haus und starrte minutenlang ins Leere. Ich weiß nicht warum, ohne darüber nachzudenken ging ich zu ihm, legte ihm meine Hand auf die Schulter und fragte ihn in Thai ob er OK ist. Er nickte nur, ohne mich anzusehen und ging dann fort.

Gestern, ich war gerade auf dem Weg um ein Bund Lauchzwiebeln zu kaufen, da ruft mich der Typ vom Laden im Erdgeschoss stellt mir diese zwei Pakete vor die Füße und sagt nur: „Plesent flom ……“ und da er kaum Englisch spricht habe ich den Namen nicht verstanden.

Später am Abend fragte mich der Witwer, ob ich das Geschenk erhalten habe und tat so, als käme es von ihm. Ich lag also richtig mit meiner Vermutung, dass er ein ausgemachter Saukerl ist. Nun habe ich erfahren, dass der Sohn des Hauseigentümers, mein neuer Freund James, mir damit ein frohes neues Jahr gewünscht hat

So, oder so, auch nach so vielen Jahren, werde ich immer wieder von den Thais überrascht.

Thai TV – endlich mal eine Wendler freie Zone

Posted in Aktuell, AKTUELLES, Aus Aller Welt, Germoney, Gesellschaft, Kultur & Moral on Juli 30, 2019 by Al

Ihr könnt Euch das bestimmt vorstellen, wann immer ich jemandem in Deutschland davon erzählte, dass ich in Thailand lebe, gab es dieselbe Reaktion: hochgezogene Augenbrauen, Nase rümpfen, begleitet von einem vielsagenden „Ach so.“ Alleinverheiratete Männer wie ich, bekommen sofort den Stempel „Sex Tourist“ aufgedrückt.

Der Apartmentkomplex in dem ich wohne wird inzwischen, wegen zentraler Lage und günstiger Mieten, zu 70% von Vaginalfachverkäuferinnen besiedelt. Es ist also ein normaler Anblick für mich, wenn einige Landpomeranzen, 18 Jahre oder jünger, hier ihre Viagragreise aus Europa samt Koffer und Duty Free Tüte auf ihre Kemenate zerren. Das stört hier niemanden in einem Land, in dem Prostitution „offiziell“ verboten ist und die Polizei und Tourismus Behörde versichert, es gibt selbst in Pattaya, dem wohl größten Puff in Süd-Ost Asien, keine Prostitution.

Dass sich hier Einheimische sowie Euro-Lustgreise Teenager über den Docht ziehen ist so normal, dass es kaum jemand mehr wahrnimmt. Der Zustand wird von Thais einfach ignoriert. Darüber können westliche, moralinbesoffene Emanzen diskutieren, bis ihnen die Strickwolle ausgeht.

Kein Sommerhaus des Fremdschämens

Aber, dieses Verhalten hat auch einen Vorteil: Fernsehsendungen, in denen betagte, abgehalfterte Ballermann Barden den Hintern ihrer Gespielin im Alter ihrer Tochter begrabschen, um ihr Image als sanktionierte Kinderficker zu pflegen, bleiben uns hier erspart.

„Ich lass‘ mir als Teenager ohne Ausbildung von einem Mann im Alter meines Vaters im Fernsehen den Arsch befummeln, damit ich mich den Rest des Lebens als Z-Promi durchschlagen kann…“

 

Mein Gott, jetzt kommen die schon zum Sterben hierher

Posted in Aktuell, AKTUELLES, Asien, Gesellschaft, Süd-Ost Asien, Thailand on Juli 4, 2019 by Al

Während meiner aktiven Zeit als Reiseredakteur, bekam ich jede Woche dutzende Angebote hier oder dorthin zu reisen, um über die Destinationen zu berichten. Das Tourismusbüro in Frankfurt lud damals eine nationale und  internationale Auswahl von Journalisten ein, die sie dann 24 Stunden durch die Stadt schleppten, um zu demonstrieren, dass die Metropole, ebenso wie New York, nie schläft.

Der Spiegel titelte damals: „Mein Gott, jetzt kommen die schon zum Sterben hierher“.  Nun sind gestandene Reisejournalisten meist etwas älter als 18 oder 20. Der Spruch stammte von der Türsteherin der Discothek Dorian Grey am frankfurter Flughafen, als sie sah wer sich da in dem Laden versammelte.

In Thailand ist das leider die Realität. Es vergeht kaum ein Tag an dem sich nicht irgendwelche meist männlichen Ausländer, ebenso wie Einheimische über den Balkon, Hoteldächer, oder Fenster aus Appartements vor dem nächsten Frühstück verabschieden.

Mir fehlt es wahrscheinlich an Feingefühl, um zu verstehen warum sich Typen im Rentenalter von Balkons stürzen, weil sie feststellen mussten, dass das Bargirl in das sie sich verknallt haben und dem sie monatlich eine Überweisung schickten, fremd geht. Hier kommen jede Menge Leute an, die 11 oder mehr Stunden Flug hinter sich bringen, nur um dann zwei Tage später aus dem Fenster zu springen…

Aber auch die Lokals sind mit der „näher mein Schöpfer zu dir“ Nummer, an vorderster Stelle. Der Slogan vom Junta Chef: „Happiness to all Thais“ scheint irgendwie nicht richtig zu greifen. Die Selbstmordrate in Thailand betrug im Jahr 2018 bis zu 6,11 Versuche pro Stunde, nach 6,03 im Jahr 2017. Untersuchungen ergaben, dass etwa 53.000 Thailänder jedes Jahr Selbstmordversuche unternehmen. Häusliche Gewalt, Verlust der Selbstkontrolle (Gesichtsverlust) sowie Drogen,- und Alkoholmissbrauch waren die häufigsten Faktoren, die zu einem Selbstmordversuch führten.

Soviel zum Thema: „Happiness to all Thais.“